Das waren die 11. Tage der Ägyptologie in Brenkhausen

Als wir vor ziemlich genau einem Jahr wehmütig unsere Sachen einpackten, stand für uns schon fest: Wir müssen gaaanz unbedingt nächstes Jahr wieder dabei sein, bei den Tagen der Ägyptologie. Und so war es dann auch. Mit unserem Stand von Selket’s Shop erlebten wir vom 27. – 29.07.2018 die 11. Tage der Ägyptologie im koptischen Kloster in Brenkhausen. Spannend, unterhaltsam und kurios war es!

Vorbereitungen

Wie jedes Jahr kam ich ein paar Tage davor ganz schön ins Schwitzen. Das lag nicht nur an den Temperaturen (bei 40 Grad Innentemperatur mehrere Stunden vor einer 200 Grad heißen Transferpresse stehen, hat schon was für sich 😉 ), sondern ich wollte natürlich auch unbedingt ein paar neue Motive und Produkte bei den Tagen der Ägyptologie dabei haben.

Eine schöne Hathor, dieses Mal in Frontansicht wäre perfekt für eine neue Kollektion rund um Schönheit und Pflege. Also meinen Grafiker Sandro aktiviert, ein paar neue Produkte wie Lippenpflegestifthalter, Kosmetiktäschchen oder Schmuckkästchen ausgesucht und ab gings in mein brütend heißes Arbeitszimmer.

Am letzten Tag, nach mehreren Paketdienstdramen, waren dann letztendlich alle Sachen da und ich konnte auf den letzten Drücker noch die übrigen Sachen für unseren Stand bedrucken. Ich war auch im diesem Jahr wieder ganz schön aufgeregt. Was wird uns dort erwarten? Wie werden die alten und vor allem neuen Produkte ankommen (die natürlich auch bald im Shop veröffentlicht werden). Wird alles reibungslos funktionieren? Wird der gute alte Mazda Kombi vollbepackt bis unters Dach noch ans Ziel kommen (Ja, tat er aber durch den TÜV zwei Tage später dann nicht mehr… )

Endlich da!

Die Aufregung war dann aber wie verflogen als wir (mein Partner Chris und ich) nach unendlichen Landstraßen-Weiten endlich am Kloster in Brenkhausen ankamen. Die Wiedersehensfreude war groß und wir umarmten unser Begrüßungskomitee bestehend aus den Organisatoren Daniela Rutica und ihren Mann Rainer Hannig herzlich und freuten und auf die folgenden Tage.

Aufbauarbeiten am Stand

Feldforschung

Besonders gespannt war ich wieder auf die Vorträge und ganz besonders auf den von Dr. Edgar Pusch, der viele Jahre lang in Ramses II. Hauptstadt Pi-Ramesse gearbeitet und uns einen spannenden Einblick in die Feldforschung und vor allem in die magnetometrischen Aufnahmen der alten Hauptstadt gegeben hat. Erstaunt blickten wir auf ein Gewusel von Linien und Schattierungen, aus denen die Forscher versuchen Gebäude und Viertel einer alten Hauptstadt wieder aufleben zu lassen. Unglaublich, welche Arbeit Dr. Pusch und sein Team vom Roemer- und Pelizaeus-Museum in Hildesheim dort geleistet hat und immer noch leistet.

Auch die anderen Vorträge wurden von über hundert Besuchern (Besucherrekord!) mit gespitzten Ohren verfolgt, es wurden Notizen gemacht oder die Folien abfotografiert. Einzig die Fragerunde, die letztes Jahr noch am Ende eines jeden Vortrags drangehängt wurde, fehlte ein wenig. Aber es gab einen straffen Zeitplan und ein volles Programm und viele Ägyptologen, die viel zu erzählen hatten und manche, bei denen man sich gewünscht hätte, sie würden noch viel mehr erzählen.

Der Vortragsraum

Und noch ein Löffel – ägyptische Gastfreundlichkeit

Auch das Rahmenumfeld stimmte. Bischoff Damian ist einfach nur ein toller Gastgeber, der schon mal gerne am Büfett steht und den Gästen das Essen großzügig auf die Teller verteilt, damit sie auch ja nicht verhungern 😉 Und das Essen… Eine Mischung aus ägyptischer (endlich wieder Koschari!) und deutscher Küche, schmeckt einfach wunderbar. Im naheliegenden Gästehaus wird man die ägyptische Küche bald in einem eigenen kleinen Restaurant genießen können. Die Arbeiten sind im vollen Gange und Daniela konnte uns bei der Klosterführung schon die ersten von ihr gemalten wunderschönen altägyptischen Wandgemälde zeigen. Am Sonntag konnten alle Weihrauch-gefestigten sogar einen koptischen Gottestdienst besuchen.

Am Freitag stand aber erst einmal ein besonderes Ereignis auf den Tagungsplan, das wir so nicht wieder erleben werden: Die Mondfinsternis 😉 Doch leider war erst einmal nix zu sehen vom Mond, was der Stimmung aber keinen Abbruch tat.

Links: Der Mann und sein Metfass.
Rechts: Das Mondfinsternis-Rudelgucken wurde aufgrund besserer Sicht und zum Leidwesen der Schafe an den Zaun einer kleinen Schafherde verlegt. Bild: Daniela Rutica

Metfass, Mond und Schafe

Andre und Anne versorgten uns mit selbst zusammengebrauten Met. Ersterer nach altem römischen Rezept (daher ist es strenggenommen gar kein Met, obwohl das Gesöff voll Honig ist, sondern Conditrum Paradoxum, Paradoxer Gewürzwein), serviert in einem stilechten Holzfässchen. Schon leicht angeheitert machten wir uns dann doch noch auf die Suche nach dem Mond. Kein Wölkchen am Himmel, also irgendwo muss der doch sein – und dann tatsächlich: Wir stiegen eine kleine Schafweide hinauf und da war er endlich. Tiefstehend und dunkelrot. Das kleine Gelage wurde dann kurzerhand an den Rand der Weide verlegt, was die aus dem Schlaf gerissen Schäfchen mit genervten Meckern quittierten.

Bes treibt sein Unwesen!

Am Samstag zuckten wir bei Dr. Ellen Schwinzers (ehemalige Leiterin des Gustav-Lübcke Museums Hamm) Vortrag über “Geheime Zeichen und Symbole – Esoterik und
Ägypten” erschrocken zusammen. Ein scharfer Wind pfiff plötzlich durch die Vortragshalle und die alten Fenster des Klosters klapperten lautstark hin und her. Der angekündigte Regen und Sturm war gekommen. Eine erfrischende Abwechslung zum “ägyptischen Wetter,”, wie Bischoff Damian die äußeren (und inneren) Verhältnisse in seiner Rede nannte. Aber Seth hätte zumindest am Abend Gnade walten lassen können. So musste der Auftritt der Theatergruppe „Ebers Erben“ aus Leipzig wegen eines fiesen Regenschauers unterbrochen und in den Innenraum verlegt werden.

Ebers Erben in Aktion
Bild: Daniela Rutica

Die Verlosung und der verblüffte Hauptgewinner

Während der Bühnen-Umbauarbeiten konnten wir immerhin in den bereits ausufernden Zeitplan unsere kleine Verlosung starten.

Jeder der mit einem Stand vertreten war, hatte einen oder gleich mehrere Preise für die Verlosung gespendet. Das Geld für den Verkauf der Lose kam dem koptischen Kloster zugute, weshalb wir unseren Losverkäufer Björn penetrant auf die Besucher hetzten und dieser mit gewitzten Sprüchen dazu aufforderte, doch noch ein paar Lose mehr zu kaufen. Da fühlte man sich schon fast wie an den Pyramiden… 😉 Der Hauptpreis, ein altägyptisches Wörterbuch von Rainer Hannig, ging zur allgemeinen Belustigung und begleitet von lachenden “Schiebung”-Rufen an den Autor selbst – und wurde anschließend natürlich neu verlost.

Dann ging es wieder runter zum Theaterstück. Aufgeführt wurde die koptische Heiligengeschichte “Der heilige Mose von Abydos und der Dämon im Tempel”. Die hervorragende Gruppe um Joost Hagen (Regie und Schauspiel) und Dr. Katharina Stegbauer hat uns wieder köstlich amüsiert. Den anderen die Show gestohlen hat dieses Mal die kleine Josy, die mit einer aufgesetzten Bes-Maske und mit voller Inbrunst den kleinen Dämon mit all seinen Keifen, Tanzen und Albernheiten so gut interpretierte, dass wir vor lauter Lachen am Anfang Schwierigkeiten hatten, dem Stück angemessen zu folgen. Glücklicherweise hatten wir bei Joosts Vortrag am darauffolgenden letzten Tag noch mal die Gelegenheit, näheres über das Schriftstück und “die Konfrontation von Christen und ägyptischen Göttern in koptischen Texten” zu erfahren.

Weiter im Kampf gegen böse ägyptische Dämonen ging es dann im Innenraum. Bild: Daniela Rutica

“Downtown” in Brenkhausen

Nach dem Theaterstück am Samstag Abend spielte dann wieder die aus Funk und Fernsehen bekannte Heidi Köpp-Junk ein kleines Konzert. Die Ägyptologin, Musikarchäologin und ausgebildete Sängerin ist ein wahres Multitalent und konnte nicht nur mit ihrem Vortrag “Von Narmer bis Cheops – die frühesten Tempel Ägyptens” überzeugen sondern auch – wie schon im letzten Jahr – bei ihrem Konzert alle mitreißen. Neue und alte Lieder wurden gespielt– sehr alte Lieder sogar, denn Heidi interpretiert auch altägyptische Lyrik neu (leider sind keine Noten aus dem alten Ägypten überliefert) und begleitet sie auf ihrer kleinen ägyptischen Laute oder singt sie einfach a capella.

Heidi Köpp-Junk verzauberte uns auch dieses Jahr wieder mit ihren Liedern. Bild: Daniela Rutica

Heidi weiß wie man für Stimmung sorgt, und so wurde, nach anfänglich überwunderter Schüchternheit, eifrig mitgeklatscht und mitgesungen. Was gestern die Schafe waren, war an diesem Abend eine kleine Fledermaus, die empört über unsere Köpfe umherflatterte, was sicherlich eher an unserem (immerhin) stadionreifen Gesang als an der wunderbaren Stimme von Heidi lag.

So sangen wir bis tief in die Nacht und schmetterten das in „Brenkhausen“ umgedichtete Lied von „Downtown“ (Ireen Sheer), sangen über Nofretete, die sich in “I need a hero” (Bonny Tyler)  einen besseren Mann als Echnaton wünschte und lachten bei dem Meerschweinchenlied, das scherzhaft (? 😉 ) mit viel Herzblut und 6 Jahre Vorbereitungszeit angekündigt wurde.

Sogar bei einem altägyptischen Lied „mussten“ wir ran und beinahe, als der Akku der Filmkamera ihren Geist aufgab, hätte uns der in altrömischer Gewandung verkleidete Andre noch einen passenden Tanz dazu geliefert… Nun, vielleicht im nächsten Jahr… 😉

Obwohl der letzte Abend lang war, waren wir am nächsten morgen doch erstaunlich fit. Wir merkten dennoch ein wenig, dass uns das lange Wochenende mit wenig Schlaf und viel Met in den Knochen lag. Fernweh folgte mit einem der letzten Vorträge von dem in Luxor lebenden Awad Saady (Begga Tours) über nachhaltiges Reisen in Ägypten, gespickt mit Bildern von Dahabiya-Fahrten und Ausflügen, die von der Reisejournalistin Begga Rolfsmeyer zusammen mit Prof. Rainer Hannig organisiert werden – inklusive einigen lustigen Anekdoten. Den Abschluss machte Anne Hesmer (macht auch Speckstein-Amulette für Selket’s Shop :-)) mit ihrem Vortrag „In den Schuhen der Pharaonen” und erzählte uns von neuem Schuhwerk nach antikem Vorbild, das von der Ägypten-Begeisterten Handwerkerin selbst hergestellt wird und auch an ihrem Stand präsentiert und verkauft wurde.

Wen man dort nicht alles trifft 🙂

Die Autorin Judith Mathes (rechts) und ich

Es war wieder ein tolles Wochenende, voller Aufregung, Freude und mit vielen wunderbaren Menschen. Manche, die ich nur “digital” kannte, standen plötzlich vor mir und wir freuten uns wie die Schneekönige, uns endlich einmal persönlich kennenzulernen. Ich war überrascht ausgerechnet eine meiner Lieblingsautorinnen Judith Mathes, die die wunderbaren Bücher Tage des Ra und Tage des Seth geschrieben hatte, gegenüberzustehen. Es musste natürlich sofort ein signiertes Buch her!

Alle Dozenten bei den 11. Tagen der Ägyptologie wie Dr. Christian E. Loeben (“O Isis und Osiris – Ägyptens Mysterien und die Freimaurerei”) vom Kestner Museum oder Joachim Willeitner (“Die Dorak-Affäre”), Ägyptologe und Autor aus München – um nur zwei zu nennen – sind einfach nur super nett und total aufgeschlossen und standen gerne für weitere Fragen, Gespräche oder auch einfach nur für Small-Talk zur Verfügung.

Dr. Pusch, der für mich sowas wie ein Rockstar der Archäologie ist :-D, traute ich mich aber nicht anzusprechen 😉 Als ich das Chris beichtete und als Vergleich angab, das wäre so als würde er mit Jay-Z sprechen wollen, lachte er nur und meinte er hätte mit Dr. Pusch ein total nettes Pläuschchen gehalten. Manchmal ist es wohl vom Vorteil, wenn man nicht ganz so in dem Thema drin ist…

Linkes Bild: Wenn du Werbung machst, darf ich auch Werbung machen 😉 Dr. Christian E. Loeben mit einem Plaket zu der Ausstellung “O Isis und Osiris”.
Rechtes Bild: Unser neuer Star-Verkäufer Dr. Edgar Pusch (Hihi 😉 )

Newsletter und Tatort

Auch unser Stand von Selket’s Shop kam wieder sehr gut an und wir bekamen viel positives Feedback, sowohl zu unseren Produkten, als auch zu Selket’s Blog und dem Newsletter. Als eine Dame zu mir sagte, der Newsletter gehöre wie der Tatort zum Sonntag, war ich total gerührt. Auch wenn wir (mein Mitschreiber Jolly und ich) die zeitwaufendige und manchmal schwierige Bloggerei (ägyptische Presse/englische Fachtexte) schon das ein oder andere Mal verflucht haben. Solches Feedback treibt uns immer wieder an. Vielen Dank dafür!

Jetzt ist der Bericht doch länger geworden als eigentlich geplant aber ich hoffe, es ist ein “bisschen” ^^ die Begeisterung für die Tage der Ägyptologie in Brenkhausen rübergekommen.

“Da wirst du Dinge erleben, die sind wunderbar…”

Mit diesem Zitat aus dem Downtown-Lied (das Lied wird mich wieder den ganzen Abend verfolgen…) möchte ich den Bericht zu den 11. Tagen der Ägyptologie schließen. Wer Zeit und Lust hat, sollte sich das letzte Wochenende im Juli dick in seinen Kalender markieren. Wo sonst trifft man auf bekannte Ägyptologen, Gleichgesinnte, kann spannenden Vorträgen mit Infos lauschen, die in keinem Buch zu finden sind, kann man ägyptische Theaterstücke anschauen, altägyptischen Liedern lauschen, Damen in ägyptischen Gewändern (und einen Römer) betrachten? Das geht nur bei den Tagen der Ägyptologie in Brenkhausen.

Wir freuen uns aufs nächste Jahr!

Abschiedsbild: Tamara, Chris, meine Wenigkeit, Daniela Rutica und Michael Habicht